Telematikinfrastruktur – Was soll das? (Teil 2)

Im ersten Teil unserer Reihe „Telematikinfrastruktur – Was soll das?“ haben wir uns mit dem Nutzen der Telematikinfrastruktur (TI) für das deutsche Gesundheitswesen beschäftigt. Der zweite Teil der Serie beleuchtet die einzelnen Anwendungen der TI und ihre Funktionen im Gesundheitswesen.

Was fällt unter Telematikinfrastruktur?

Die TI beinhaltet viele einzelne Komponenten. Wir geben Dir hier einen kurzen Überblick.

Elektronische Patientenakte (ePA): Die elektronische Patientenakte ist die wohl bekannteste Komponente der TI. Hier werden alle Daten der Patienten und Patientinnen gesammelt, die im Rahmen von Arztbesuchen anfallen.

eRezept: Das eRezept löst das Papierrezept ab. Dadurch wird Papier und Aufwand gespart. Wird das Rezept ausgestellt kann es entweder auf Wunsch des Patienten direkt an seinen Wunsch-Leistungserbringenden versendet werden oder er erhält das Rezept digital per App oder auf der Gesundheitskarte. In der Apotheke oder im Sanitätshaus wird das Rezept entweder direkt in der Branchensoftware erhalten oder es kann über die App oder die Gesundheitskarte ausgelesen werden. Es ist kein Papier und kein Scannen mehr notwendig.

Elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU): Früher war es so, dass Patienten zwei Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen erhielten, wenn sie sich krankmelden wollten. Eine davon musste an die Krankenkasse verschickt werden, die zweite wurde dem Arbeitgeber zugestellt. Schrittweise wurde dieses Verfahren abgesetzt, sodass erst die Weiterleitung der Krankmeldung an die Krankenkasse von der Arztpraxis übernommen wurde und der Patient weiterhin die AU an seinen Arbeitgebenden schicken musste. Seit 01.01.2023 ist der Vorgang komplett digital. Der Arbeitgeber ruft die AU seitdem auf digitalem Weg bei der Krankenkasse ab. Für den Fall, dass der Versicherte seine AU ausgedruckt für seine Unterlagen haben möchte, hat er Anspruch darauf.

Notfalldatenmanagement (NFDM): Das Notfalldatenmanagement kann im Ernstfall Leben retten. Im NFDM sind alle essenziellen Informationen enthalten, die für eine medizinische Versorgung berücksichtigt werden sollten. Dazu zählen etwaige Allergien, Diagnosen, Unverträglichkeiten, Medikamenteneinnahmen sowie bei Frauen der Schwangerschaftsstatus. Diese Informationen sind in der ePA hinterlegt. Sie können auch in normalen Behandlungssituationen wie etwa bei der Anamnese hilfreich sein.

Elektronischer Medikationsplan (eMP): Im eMP sind alle Daten über die Medikamente erfasst, die der Patient oder die Patientin einnimmt. Zusätzlich festgehalten sind Unverträglichkeiten oder Allergien. Dadurch können, insbesondere bei mehreren medikamentös behandlungsbedürftigen Erkrankungen die Medikamente aufeinander abgestimmt und Wechselwirkungen oder Überdosierungen verhindert werden.

Kommunikation im Medizinwesen (KIM): KIM ermöglicht Praxen das sichere elektronische Versenden und Empfangen medizinischer Dokumente über die TI. Diese Anwendung ist die Voraussetzung, für elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen sowie elektronische Arztbriefe.

Elektronischer Arztbrief (eArztbrief): Mithilfe des eArztbriefs werden ganz einfach und verlustfrei Informationen zwischen Praxen übermittelt. Um das zu ermöglichen, wird die Anwendung KIM benötigt.

Versichertenstammdatenmanagement (VSDM): Das VSDM ist verpflichtend und erfolgt bei jedem neuen Einlesen der elektronischen Gesundheitskarte (eGK). Die Daten auf der eGK werden dabei mit den Daten der Krankenkasse online abgeglichen und bei Bedarf auf der Karte und in der Datei der Praxis aktualisiert. Bei dieser Abfrage wird außerdem direkt geprüft, ob die Karte noch gültig ist. Sollte das nicht der Fall sein, wird die Karte für alle Lesegeräte gesperrt.

Telematikinfrastruktur Messenger (TI-Messenger): TI-Messenger haben die Funktion, eine textbasierte Echtzeitkommunikation im Gesundheitswesen zu ermöglichen, die zudem höchsten Sicherheitsstandards entspricht. Dadurch ist es möglich, kurzfristig, schnell und unkompliziert Nachrichten und Daten innerhalb einer Institution, aber auch zwischen verschiedenen Praxen oder Kliniken auszutauschen. Dadurch kann im Alltag wertvolle Zeit gespart werden.

Referenzen:

https://www.bundesaerztekammer.de/themen/aerzte/digitalisierung/digitale-anwendungen/telematikinfrastruktur/eau (Letzter Abruf: 06.05.2024)

https://www.vdek.com/presse/glossar_gesundheitswesen/notfalldaten.html (Letzter Abruf: 06.05.2024)

https://www.kbv.de/html/nfdm.php (Letzter Abruf: 06.05.2024)

https://www.kbv.de/html/emp.php (Letzter Abruf: 06.05.2024)

https://www.gematik.de/anwendungen/e-medikationsplan (Letzter Abruf: 06.05.2024)

https://www.kbv.de/html/earztbrief.php (Letzter Abruf: 06.05.2024)

https://www.kbv.de/html/kim.php (Letzter Abruf: 06.05.2024)

https://www.kbv.de/html/vsdm.php (Letzter Abruf: 06.05.2024)

https://info.doctolib.de/blog/versichertenstammdatenmanagement-vsdm-eine-gesetzliche-pflicht/ (Letzter Abruf: 06.05.2024)

https://www.gematik.de/anwendungen/ti-messenger (Letzter Abruf: 06.05.2024)

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